Wer dehnt, bekommt keinen Muskelkater; Milch ist gesund für die Knochen und Joggen schlecht für die Knie. Stimmts? Wir haben für Sie die gängigsten Mythen rund um den Bewegungsapparat auf ihre Richtigkeit überprüft.

Fingerknacken macht Arthrose

Für die einen eine Wohltat, für die anderen ein Geräusch, das durch Mark und Bein geht: Daran, ob man Fingerknacken als angenehm empfindet oder nicht, scheiden sich die Geister. Dass dabei das Gelenk Schaden nehme, ist jedoch nicht belegt. Wenn wir an unseren Fingern ziehen, lösen sich die Gelenkflächen voneinander. In dem Raum dazwischen entsteht so ein Unterdruck und es werden schlagartig Gase freigesetzt. So entsteht das Knackgeräusch. Es ist nicht erwiesen, dass die Gelenke dabei langfristig Schaden nehmen, wie auch nicht der Mythos, dass Arthritis und Arthrose begünstigt werden. Gut möglich, dass dieses Gerücht von Menschen in Umlauf gebracht wurde, die das Geräusch als eindeutig unangenehm einstufen.

Sport ist Mord für die Gelenke

Sie würden ja gerne joggen, aber Ihre Knie tun immer gleich weh? Die Ursache ist wahrscheinlich nicht das Knie, sondern die schwachen Muskeln oder falsch belastete Sehnen. Wer läuft, sollte den gesamten Bewegungsapparat langsam aufbauen. Neben dem individuell abgestimmten Schuhwerk ist deshalb auch Krafttraining für Beine und Rumpf unerlässlich. Schätzen Sie Ihre Laufkapazität möglichst realistisch ein und erhöhen Sie den Trainingsumfang sachte. Regelmässige Einheiten mit der Faszienrolle sorgen dafür, dass auch Muskeln, Sehnen und Bänder geschmeidig bleiben. Klingt aufwendig? Lohnt sich aber! Wenn Sie all dies beachten, ist Joggen nicht nur kein Problem für die Gelenke – es kann Beschwerden sogar entgegenwirken! Denn es schützt vor Übergewicht, hält die Knorpelzellen gut versorgt und stärkt Gelenkmuskulatur wie auch Sehnen.

Gelenke sind wetterfühlig

Kann es wirklich sein, dass die schmerzende Hüfte von Tante Rösli das nächste Gewitter besser voraussagt als jeder Meteorologe? Ja! Geschädigte oder erkrankte Gelenke sind wetterfühlig. Grund für das steife Gefühl oder das Ziehen in den Gelenken sind Veränderungen des Luftdrucks, die bei einem Wetterumschwung auftreten. Ist Regen im Anmarsch, sinkt der sogenannte barometrische Druck in den Tagen davor. Die Folge: Das Gewebe in unserem Körper dehnt sich aus und drückt auf die Gelenke. Sind diese bereits angeschlagen oder verletzt, macht sich der Druck spürbar. Gegen die Launen der Natur kann man nicht viel aussetzen, ausser: ein gutes Schmerzgel verwenden und sich trotzdem draussen bewegen.

Dehnen verhindert Muskelkater

Nach einem intensiven Krafttraining müssen wir nur ein paar Stretching-Übungen einbauen, dann werden die Oberschenkel am nächsten Tag schon nicht wehtun? Falsch! Dehnen beugt Muskelkater nicht vor. Die kleinen Verletzungen im Muskelgewebe stammen von einer Überbelastung. Intensives Dehnen kann die feinen Faserrisse sogar noch zusätzlich verstärken! Was hilft, sind Ruhe nach dem Sport und Wärmepflaster. Also lieber gar nicht dehnen? Doch, nach dem Sport hilft ein leichtes Stretching, um die Beweglichkeit zu verbessern. Vor dem Training bereitet eine kurze Aufwärmrunde den Körper auf die anstehende Belastung vor. Aber auch hier gilt: Nur eine dem eigenen Leistungsvermögen angepasste Trainingsintensität hilft gegen Muskelkater.

Fett lässt sich in Muskelmasse umwandeln

Auch wenn viele Hobbysportlerinnen und -sportler davon träumen: An dieser Binsenweisheit ist leider nichts dran. Eine Fettzelle bleibt immer eine Fettzelle, genauso wie eine Muskelzelle eine Muskelzelle bleiben wird. Die Anzahl Fettzellen ist genetisch festgelegt. Ihre Grösse kann jedoch variieren: Fett- und Muskelzellen können wachsen, zum Beispiel als Reaktion auf Trainingsreize. So kann sich ihr Anteil am Körpervolumen also durchaus unterscheiden. Dies trägt dazu bei, dass Menschen mit demselben Gewicht trotzdem sehr unterschiedlich aussehen können. Durchtrainierte haben viel Muskelmasse und kaum Körperfett, andere haben im Gegensatz dazu vielleicht weniger Muskeln, dafür aber ein paar Fettpolster mehr.

Magnesium hilft bei Muskelkrämpfen

Hier scheiden sich die Geister. Während die einen auf die prophylaktische Wirkung von Magnesium schwören, verweisen die anderen auf zahlreiche Studien, die das Gegenteil beweisen. Für ambitionierte Freizeitathletinnen und -athleten gehört ein Sachet Magnesiumpulver zu jeder Trainingseinheit dazu. Der Gedanke: Wer viel schwitzt, verliert auch viel Magnesium. Ein wirklicher Mangel liegt aber selten vor und macht sich unter anderem durch Herzrasen, Kopfschmerzen und – ja – auch Muskelzuckungen bemerkbar. Dass Magnesium deswegen auch ein wirksames Mittel gegen Krämpfe beim Sport sein soll, ist jedoch nicht erwiesen. Die besten Mittel in so einem Fall sind tatsächlich immer noch: dehnen und einen gestörten Elektrolythaushalt sowie ein Übertraining vermeiden.

Milch ist gesund für die Knochen

Was uns unsere Eltern und Grosseltern eingebläut haben, stimmt: Das Kalzium in der Milch ist gut für unser Skelett – genauso wie Phosphor und Vitamin D. Andere Inhaltsstoffe in der Kuhmilch können manchen Studien zufolge jedoch Osteoporose begünstigen. Also was nun? Sicher ist: Hat der Körper nicht genügend Kalzium im Blut, entzieht er es den Knochen, was diese brüchig macht. Eine ausreichende Versorgung ist also wichtig. Allerdings steckt Kalzium nicht nur in Milchprodukten, sondern auch in grünem Gemüse wie Brokkoli und Blattspinat sowie in Hülsenfrüchten und Soja. Lassen Sie sich im Zweifelsfall in der Apotheke beraten, wo auch Magnesiumpräparate erhältlich sind, falls eine ausgewogene Ernährung für die Magnesiumzufuhr nicht ausreichen sollte.

Knochen wachsen nur in der Kindheit

Knochen sind keinesfalls eine starre, leblose Masse. Das Skelett erneuert sich mehrmals im Laufe unseres Lebens! Der Knochenumbau wird gesteuert durch ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen, Vitalstoffen und Bewegung. Mit ungefähr Mitte dreissig erreicht die Knochenmasse ihren Höhepunkt, danach sind die aufbauenden Zellen und die abbauenden Zellen im Gleichgewicht. Was in den ersten drei Lebensjahrzehnten an Knochendichte aufgebaut wird, lässt sich später also nicht mehr ausbessern. Mit dem Alter nimmt die Knochendichte dann wieder ab. Entgegenwirken kann man dieser Entwicklung mit körperlicher Aktivität und gesunder Ernährung.

Alle Menschen haben gleich viele Knochen

Haben Sie im Biologieunterricht auch gelernt, dass der menschliche Körper 206 Knochen hat? Nun, das ist so nicht ganz richtig, denn es handelt sich lediglich um einen ungefähren Richtwert. Tatsächlich variiert die Anzahl Knochen bei den meisten Menschen zwischen 208 und 212. Die genaue Zahl lässt sich deshalb so schwer benennen, weil manche Knochen im Laufe des Lebens zusammenwachsen und dann nur noch als ein Knochen zählen. Babys werden mit mehr als 300 Knochen geboren, dann ist es je nach Mensch ganz unterschiedlich, ob, wann und welche Knochen zusammenwachsen. Am häufigsten geschieht dies in den Händen, den Füssen, aber auch in den Rippen.

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