APROPOS Ausgabe 2/21
«Eine Wunde sollte immer zuerst gereinigt werden»
Schnitte – Verbrennungen – Schürfungen: Dr. pharm. Barbara Lanker, Geschäftsführerin und Apothekerin der TopPharm Bälliz Apotheke + Drogerie AG Thun, erklärt im Interview, wie Sie kleinere Alltagswunden ganz einfach selber behandeln können.
Von Jasmin Geissbühler

Frau Lanker, bei Ihrer Arbeit in der Apotheke haben Sie immer wieder auch mit Wunden zu tun. Welche Arten von Wunden sehen Sie am häufigsten?
Besonders häufig kommen Leute mit Schürfungen oder kleinen Verletzungen wie zum Beispiel Schnittwunden an den Händen zu uns. Aber auch leichtere Verbrennungen bekommen wir in unserer Apotheke immer mal wieder zu sehen.
Wie sollte eine Wunde korrekt versorgt werden?
Eine Wunde sollte immer zuerst gereinigt werden, auch wenn keine Verunreinigungen wie Dreck oder Ähnliches darin zu sehen sind. Leider geht dieser erste Schritt aber oft vergessen. Am besten spülen Sie hierzu die Wunde mit lauwarmem Leitungswasser oder mit einer Ampulle Kochsalzlösung aus. Kleine Splitter oder Steinchen lassen sich mit einer Pinzette entfernen. Auf keinen Fall sollten Sie für die Reinigung Wattestäbchen verwenden, da deren Fusseln die Wunde zusätzlich verunreinigen können. Nach der Reinigung desinfizieren Sie die Wunde mit einem Wundspray oder einer Wundcreme. Damit töten Sie nicht ausgespülte Keime in der Wunde ab. Zum Schluss die Wunde mit einem Schnellverband oder einer Kompresse abdecken, sodass diese gut geschützt ist und heilen kann.
Welche Wundversorgungs- und Verbandsmaterialien sollte ich für eine Erstversorgung immer zuhause haben?
In jedem Haushalt sollte zumindest eine Hausapotheke mit folgendem Inhalt vorhanden sein: Schnellverband, nichtklebende Kompressen in verschiedenen Grössen, Heftpflaster, Desinfektionsspray, Wundheilsalbe, Schere, Pinzette, elastische Binde für Druckverbände bei grösseren Wunden sowie Einweghandschuhe. Viele Apotheken bieten auch bereits fertig zusammengestellte Hausapotheken an.
Wann sollte ich mit einer Wunde in die Apotheke oder gar zum Arzt gehen?
Bei grösseren Wunden empfiehlt sich sicherlich ein Besuch in der Apotheke. Das Apothekenpersonal ist darin geschult, Wunden beurteilen und entsprechend handeln zu können. Sollte eine Behandlung in der Apotheke nicht möglich sein, erfolgt eine direkte Überweisung an Ihren Arzt. Bei Bisswunden, aber auch grösseren Wunden im Gesicht und an den Gelenken sowie bei Verbrennungen, die grösser als die Handfläche der betroffenen Person sind, sollten Sie immer direkt einen Arzt aufsuchen.
Welche Faktoren begünstigen die Wundheilung?
Ein feuchtes Wundmilieu kann dabei helfen, dass Wunden schneller heilen. Dazu die Wunde regelmässig mit Wundheilgel behandeln und anschliessend mit einem Pflaster abdecken. So bleibt die Wunde schön weich, und es bildet sich weniger Wundschorf. Zudem verringert sich dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass eine Narbe zurückbleibt.
Gibt es – ergänzend zu den gängigen Wundheilprodukten aus der Apotheke – Haus- oder Naturheilmittel, die bei Wunden angewendet können?
Bei kleineren Wunden hat sich die Ringelblume, in Form einer Lösung oder Salbe, bewährt. Zusätzlich kann der Heilungsverlauf beispielsweise mit Arnikaglobuli oder spagyrischen Mischungen von innen unterstützt werden.
Bei Wunden besteht immer auch die Möglichkeit, sich mit Tetanus zu infizieren. Warum ist ein entsprechender Impfschutz so wichtig?
Bei Tetanus, auch bekannt als Wundstarrkrampf, handelt es sich um eine Infektionskrankheit. Dabei gelangen Bakterien durch eine verunreinigte Wunde in den Blutkreislauf und geben dort ein Gift ab. Dieses lässt die Muskulatur verkrampfen, was schliesslich zu einer Lähmung führt. Mit einer entsprechenden Impfung kann dem vorgebeugt werden.
Tetanusimpfung – auch in der Apotheke möglich
In einigen Apotheken können Sie rasch und unkompliziert Ihren Tetanusschutz überprüfen und – wenn angezeigt – direkt auffrischen lassen. Alle Apotheken, die diese Dienstleistung anbieten, finden Sie hier. Impfbüchlein nicht vergessen!

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