APROPOS Ausgabe 4/20 -
Kleiner Piks, grosse Wirkung
Ein kleiner Piks – und schon ist die Impfung vorbei. Doch was passiert danach eigentlich genau in unserem Körper? Wie Impfungen funktionieren und warum sie uns immun gegen Krankheiten machen.
Von Dr. Jürgen Schickinger

Manchmal ist das Immungedächtnis vergesslich
Impfungen ahmen immer Erreger-Kontakte nach. Damit Symptome ausbleiben, enthalten Impfstoffe keine funktionstüchtigen Krankheitserreger. Die sogenannten Totimpfstoffe arbeiten mit inaktiven Bruchstücken von Bakterien oder Viren (meist von deren Oberfläche) oder mit Bruchstücken von deren Erbsubstanz. Dagegen basieren Lebendimpfstoffe auf entschärften Bakterien oder Viren. Diese können sich vermehren, sollen aber nicht krank machen. Leider reicht eine einzige Impfung bei vielen Erkrankungen nicht: Erst eine Grundimmunisierung schützt ausreichend, und für die sind meistens mehrere Impfungen in bestimmten Zeitabständen notwendig. Erst danach stehen die Erreger auf der Fahndungsliste. Ihr Immungedächtnis hat sie abgespeichert. Durch sie droht keine Gefahr mehr – vorerst. Manchmal wird das Immungedächtnis aber vergesslich: Seine Fahndungsliste bleicht aus. Dann werden nach Jahren Auffrischungsimpfungen nötig. Wie lange der Impfschutz hält, hängt in erster Linie vom Typ des Impfstoffs und dem Erreger selbst ab. Bei Totimpfstoffen lässt die Immunität durchschnittlich früher nach. Deshalb müssen Sie etwa Ihren Schutz gegen Tetanus (Starrkrampf) und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) immer wieder auffrischen. Lebendimpfstoffe hingen wirken üblicherweise länger, manche wie der gegen Gelbfieber sogar lebenslang. Dafür verursachen diese Impfstoffe eher Nebenwirkungen, meistens leichte Krankheitssymptome.
Welche Impfungen sind ratsam?
Je nach Dringlichkeit unterscheidet das Bundesamt für Gesundheit empfohlene Basisimpfungen, empfohlene ergänzende Impfungen, Impfungen für Risikogruppen und Impfungen zur Reiseprophylaxe. Basisimpfungen sind für alle ratsam, die anderen richten sich nach den Lebensumständen. Eine umfassende Beratung dazu, welche Impfungen für Sie sinnvoll sind, erhalten Sie von Ihrem Apotheker oder Ihrer Ärztin. Wenn Ihr Impfausweis – egal ob digital oder als Faltkarte – alle Impfdaten enthält, haben Sie damit den besten Überblick – auch darüber, ob vor einer Reise möglicherweise zusätzliche Impfungen nötig sind. Darum müssen Sie sich nämlich frühzeitig kümmern: Zwischen manchen Impfungen sind Pausen nötig, und ein paar Länder schreiben für die Einreise bestimmte Impfungen vor, etwa gegen Gelbfieber. Andere Impfungen sind freiwillig, aber geben Sicherheit und verhindern, dass Ihre Ferien zur Tortur werden. Es gibt doch nichts Lästigeres, als unnötig zu erkranken, statt zu entspannen und sich zu erholen.
Impfen und Impfberatung in der Apotheke
Bereits seit 2015 ist es in der Schweiz möglich, sich in einer Apotheke impfen zu lassen. APROPOS klärt die wichtigsten Fragen dazu.
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Bieten alle Apotheken in der Schweiz Impfungen an?
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Nicht ganz: Impfungen in der Apotheke sind aber in der Mehrheit der Kantone möglich. In welchen Kantonen und Apotheken geimpft werden darf, erfahren Sie unter www.impfapotheke.ch.
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Wer kann sich in der Apotheke impfen lassen?
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Gesunde Erwachsene können sich in der Apotheke rasch und unkompliziert impfen lassen. Kinder unter 16 Jahren sowie Schwangere und Patienten, die sich in regelmässiger ärztlicher Behandlung befinden, sollen sich weiterhin bei ihrem behandelnden Arzt impfen lassen.
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Welche Impfungen sind möglich?
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Dies ist kantonal geregelt. In einigen Kantonen dürfen alle Impfungen gemäss dem aktuellen Schweizerischen Impfplan durchgeführt werden, in anderen wiederum ist in der Apotheke lediglich die Grippeimpfung erlaubt. Eine Übersicht dazu finden Sie ebenfalls auf der nebenan genannten Internetsite.
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Wie läuft die Impfung in der Apotheke ab?
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In vielen Apotheken ist Impfen ohne Voranmeldung möglich. Da jedoch nicht immer alle Impfstoffe in den Apotheken vorrätig sind, lohnt sich ein kurzer Anruf vor dem Besuch. Die Impfung wird von einer Apothekerin oder einem Apotheker mit entsprechender Weiterbildung und kantonaler Bewilligung in einem separaten Raum in der Apotheke durchgeführt. Zusätzlich wird mit einem Impffragebogen möglichen Komplikationen vorgebeugt.
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Was kostet die Impfung in der Apotheke?
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Die Kosten für die einzelnen Impfungen sind abhängig vom Zeitaufwand sowie den benötigten Materialien inkl. Impfstoff. Die Preise dafür erfahren Sie direkt bei den jeweiligen Apotheken bzw. auf deren Internetsites. Beachten Sie in dem Zusammenhang, dass die Kosten für die Impfung in der Apotheke in der Regel nicht von der Grundversicherung Ihrer Krankenkasse übernommen werden. Der Schweizerische Apothekenverband pharmaSuisse setzt sich jedoch dafür ein, dass in Zukunft Impfungen in der Apotheke durch die Grundversicherungen übernommen werden.
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Impfberatung
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Sie wollen wissen, wie es um Ihren Impfschutz steht? Bringen Sie dazu einfach Ihren Impfausweis bei Ihrem nächsten Apothekenbesuch mit und lassen sich entsprechend persönlich beraten.
4142 Münchenstein